Harmonie der Sphären (Andere Gedichte)
Die Harmonie der Sphären. Horch wie orgelt, wie braußt die Aeolsharfe der Schöpfung! Droben und drunten und rings tönet ihr bebendes Gold. Helios Flammengeschoß, Selenens silberner Bogen, Hesperus Strahlengespann klirren im sphärischen Tanz.
Heilige Lyra, dein Hauch beflügelt den festlichen Reigen, Singend steiget, es sinkt singend der himmlische Schwan, Melodieen entwehn dem Flügelschwunge des Adlers, Auf der olympischen Bahn schmettern die Wagen daher. Wie der Harmonika Glocken erklingen die Schalen der Waage,
Katarakten gleich braußt aus der Urne der Strom, Donnernder strudelt daher der Orellana des Himmels, Zürnend erhebt sich, ergrimmt fasset Orion den Schild, Schüttelt den funkelnden, klopft in die tausendbuklige Wölbung, Sendet melodischen Sturm durch die unendliche Nacht.
Freundliche Erde, du schwebst im Ringelreihen der Welten Leis’ und linde, doch nicht tonlos noch seellos dahin. Zunge wurde dem Wald, dem Blättchen Athem gegeben, Stimme dem schwätzenden Quell, Sprache dem rieselnden Bach, Liebe wirbelnd begrüßt Bardale den röthlichen Morgen,
Der ambrosischen Nacht klaget Aeodi ihr Leid, Von der Akkorde Fluthen ergriffen, erbebet des Menschen Zartbesaytetes Herz hinter der wölbenden Brust. Siehe, die Bebungen schwellen zu Lauten, die Laute zur Rede, Horch, in süssem Gesang fließet die Rede dahin.
Welcher Finger berührt die Harmonikaglocken der Schöpfung? Welchem beseelenden Hauch zittern die Saiten des All? Großer Harfner, dir tönt der Welten feyrender Hymnus, Hauchender Odem, dir schwillt heißer und höher das Herz. Sey mein Leben ein tönendes Lied! Im Päan der Sphären
Schmelz’ es, ein reiner Akkord, sanft und melodisch dahin! Kosegarten.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:02 von 2rhyme
Autor: Ludwig Gotthard Kosegarten
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