An meinen ältesten Sohn (Andere Gedichte)
An meinen ältesten Sohn, bey dem Preussischen Heere, zur Zeit des Ausmarsches 1790. Horch, Jüngling, du, den ich gebar! Wem gilt dies Kriegsgewühl? Gerüstet steht der Brennen Schaar Zum großen Trauerspiel.
In ihrem Busen flammet Muth, Ihr Auge dräut den Tod. – Wohl, Jüngling, wohl! schon glüht dein Blut, Und färbt dein Antlitz roth. Voll edeln Dursts nach Ehr’ und Sieg
Empört sich deine Brust. Der junge Krieger wünscht den Krieg, Gefahren sind ihm Lust. Er horcht: ihm ist er Flötenschall Der Donnerton zur Schlacht,
Das Kampfgewühl ein Maskenball In einer Gallanacht. Er stürtzt sich in Gefahr und Streit; Denkt nur sein Vaterland; Und wenn sein König es gebeut,
Hält er der Hölle Stand. Sieh, Jüngling! so gedachte der, Der mir das Daseyn gab. Glorreiche Lorbern bräch’ auch Er, Umschlöß’ ihn nicht das Grab.
Er mehrte gern voll Heldenmuth Der alten Wunden Zahl, Und stürbe gern, mit Staub und Blut Bedeckt, zum zweyten Mahl. Er sey dein Vorbild auf der Bahn
Der Ehre, sey dein Schutz! Als Genius zieh’ er voran! Dann beut dem Tode Trutz. Befolge streng der Pflichten Ruf, Und achte nicht Gefahr:
Der Gott, der dich zum Manne schuf, Zählt deines Hauptes Haar. Nie zittre, wann im Donnerton Zehnfacher Tod dir dräut: Sey deines Ahnherrn werth, ? Sohn!
Und meiner Zärtlichkeit. Dem Feigen, der den Rücken kehrt, Dem folge Fluch und Schmach; Und keine Zähre, die ihn ehrt, Fließ’ ihm im Tode nach.
Auf! Friedrich Wilhelm zieht voran; Wo Sieg und Ehre winkt. Ein Held ist jeder, Mann für Mann, Bis er zu Boden sinkt. Auch du sey Ringer um den Preis,
Den jeder sich erwarb, Der einst auf Friederichs Geheiß Den Tod der Helden starb. Noch glüht der alte Preussensinn In unsrer Krieger Brust;
Sey wo es sey, sie ziehen hin, Des Sieges sich bewußt. So ziehe mit! und komm zurück, Und nimm von dieser Hand – ? Sohn! gewähre mir dieß Glück! –
Den Kranz, den ich dir wand.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:00 von 2rhyme
Autor: Susanne von Bandemer
Quelle: de.wikisource.org
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