Einer meiner Bürsten (Andere Gedichte)
Einer meiner Bürsten Deine Borsten wurden weiche Haare, Meine drohen auszugehn. Zweimal im Verlauf der dreißig Jahre Hab ich dich bewundernd angesehn.
Einmal, als du ganz neu warst, Und jetzt, da mein Zufall sich besinnt, Daß die Zeit verinnt und das Gefühl gerinnt. – – Drei Jahrzehnt, in denen du mir treu warst.
Gibt sich Treue uns so zum Bequemen, Daß wir sie als selbstverständlich nehmen, Dann steht’s schlimm. Schäme ich mich, einen Bart zu küssen, Der jahrzehntelang meinen Dreck hat küssen müssen? Alte Kleiderbürste, Küß’chen! nimm!
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:51 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
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