Auf dem Morgengange (Andere Gedichte)
Auf dem Morgengange. Laß uns verweilen, du Liebste mein, Schau in den tiefen Wald hinein! Spärlich nur durch die Tannen dicht Irrt hernieder das Sonnenlicht;
Nur einen kleinen, stillen Raum Hüllt es in einen goldnen Traum. Vier der Stämme ragen empor, Die sich allein das Licht erkor; Aber sie flimmern in hellem Glast
Wie ein lichter Zauberpalast. Durch die Kronen huscht mit Geflimmer Flink und behende der Morgenschimmer, Fliegt und zittert hinauf, hinab, Bis er alles mit Gold umgab.
Zwischen den Stämmen in der Schwebe Hängt der Spinne silbern Gewebe; Käfer im Goldrock, flink und munter, Hasten die Stämme hinauf, hinunter, Und ihr Schwirren und Summen leis
Einziger Laut im weiten Kreis! – Also fiel auch in unsre Brust Golden das Licht der Liebeslust, Und inmitten der düstern Welt, Die uns mit Sturm und Frost umstellt,
Fanden wir strahlende Einsamkeit, Frieden und tiefe Seligkeit. Eine stille Sommerpracht, Uns im Herzen die Liebe lacht. Sonne trank nun allen Schmerz.
Ahnend zittern durch unser Herz, Wie das Licht um die hohen Bäume, Einsame Wünsche, schweigende Träume! –
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:01 von 2rhyme
Autor: Otto Ernst
Quelle: de.wikisource.org
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