Schaute vom athmenden Schooß trunkenen Sinnes ich auf.
Wechselnd neigte die blendende Brust mit weicher Berührung
Meiner brennenden Stirn leise und kühlend sich zu.
Deines Nackens schmiegsame Beugung schimmert’ im Lichte,
Drüben am Baum durchspielte der Wind die hangende Laute,
Meinem Herzen gieng sehnendes Träumen vorbei.
Immer strahlender wurde dein Blick, und herrlicher hob sich
Aus dem dunkelnden Grund hell die verklärte Gestalt.
Keine Sterbliche lächelt so süß, so hielt nur auf Latmos
Cynthias keuscher Arm ihren Geliebten im Schooß.
Bang erstöhnte mein Herz, als käme der silberne Wagen,
Welcher den göttlichen Leib leis in die Lüfte entführt.
Süß geängstigt umschlang ich dir da die schwellenden Hüften,
Und es bog sich dein Haupt lieblich erröthend herab.
Meine Augen decktest du mir mit schelmischen Händen,
Aber es sog sich dein Mund sanft an dem meinigen fest.
Armer Endymion! dir ward nur ein göttliches Traumbild,
Mein ist ein lebender Leid, blühend in Göttergestalt!
Eingetragen am
08.11.2011 09:34:08 von
2rhyme
Autor:
Wilhelm Hertz
Quelle:
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