Das Alter (Gedanken)
Zahn der Zeit
„Der Hals ist dick, das Aug' ist schief,
die Zähne falsch, das Haar schon licht,
Hüftengold macht prall, die Falten liegen tief,
ein Gesicht aus dem das Leben spricht!
Der Gang ist lahm, die Knie sind schwer,
das Gehirn ist schon so löchrig wie ein Sieb.
Die argen Rückenschmerzen plagen sehr,
der Hexenschuß trifft wie ein Säbelhieb.
Die einstmals jungen, stolzen Knaben
sind heute lange grau und gehen gebeugt.
Sie sind froh, dass sie den Handstock haben,
der einen Schein von Sicherheit erzeugt.
Die Mädels, die einst rank und schlank,
sind längst schon filigran wie 'n Faß,
ein Sektkelch einst, doch jetzt ein Tank,
das Aug' vor Schmerzen tränennass.
Doch lass Dich, liebe, dralle Maid,
darob nicht allzusehr verdrießen!
Du passt ja noch ins Dirndl-Kleid,
ein Anblick, den die Buben sehr genießen.
Zeig ein bisschen Arsch und Titten,
und schon bist Du wohlgelitten.
Wer achtet denn da aufs Gesicht?
Da fallen andere Reize ins Gewicht!
Du hast doch noch jede Menge schöne Ecken!
Damit kannst Du noch Begehrlichkeiten wecken!
Wer schöner ist als wir, der ist sicher operiert -
und kommt trotzdem auf den Friedhof: Garantiert!“
J.W. für Yvonne im Mai 2018
Eingetragen am 30.08.2022 22:37:28 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
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