Sonnenschein (Andere Gedichte)
Sonnenschein. 1816. Alle Blüthe war verdorben In der trüben Regenzeit, Aller Sang war ausgestorben, Keine Freude weit und breit.
Was gespielt im Hetzen munter, Ganz erstarrt war Lieb’ und Lust, Alle Lieder tauchten unter, Wagten sich nicht aus der Brust. Auf der hohen Alpenkette,
Wo die schönen Burgen steh’n, Wo die Sagen um die Wette Durch die alten Trümmer gehn, Sah man nur den Nebel heuer Und des Regens ew’gen Fall,
In dem moosigen Gemäuer Schliefen die Geschichten all’. Endlich scheint die Sommersonne Ueber ihr vergess’nes Land, Und zu ungewohnter Wonne
Zieht es an sein Festgewand, Das mit Perlen ist bethauet, Das mit Gold ist überstickt; Weil der Himmel nicht mehr grauet, Auch die Erde freundlich blickt.
Von den Burgen weh’n die Sagen, In dem kleinen Liedermund Bringt der Vogel sie getragen Und der Dichter macht sie kund, Der die frischesten der Lieder
Singt in seines Herzens Drang: Was als Sonne scheinet nieder, Keimet auf als Blum’ und Klang.
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:03 von 2rhyme
Autor: Gustav Schwab
Quelle: de.wikisource.org
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