Francisca (Andere Gedichte)
Francisca Francisca, mein reizender Falter, Hätt’st du nicht zu eng für dein Alter Den keimenden Busen geschnürt, Dann klafften wohl nicht die Gewänder,
Sobald ich nur eben die Bänder Mit harmlosem Finger berührt. Nun wehr auch nicht meinem Entzücken, Als Erster die Küsse zu pflücken Der zarten, jungfräulichen Haut.
Mich blendet die schneeige Weiße, Solang’ ich das Fleisch nicht, das heiße, Mit bebenden Lippen betaut. Denn gleich wie die Knospe der Blume Nichts ahnt von der Pracht und dem Ruhme
Der Rose am üppigen Strauch, So seh’ ich bescheiden erst schwellen Die keuschen, die kindlichen Wellen, Umweht von berauschendem Hauch. O glaub mir, die Monde entfliehen,
Die Rosen verwelken, verblühen Und fallen dem Winter zum Raub. Es kommen und gehen die Jahre, Man legt deinen Leib auf die Bahre Und alles wird Moder und Staub.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:55 von 2rhyme
Autor: Frank Wedekind
Quelle: de.wikisource.org
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