Die Parzen (Andere Gedichte)
Die Parzen. Ein Gemählde von Heinrich Meyer. Furchtbar waren mir sonst die Schwestern des ehernen Schicksals, Graue Töchter der Nacht, fremde dem Menschengefühl. Jetzt verehr’ ich die Hohen, die Mildegesinneten. Klotho, Jugendlich-unbesorgt, munter und rüstig am Werk,
Zieht vom vollesten Rocken den bunten Faden; es weitet Lachesis ihn; sie hebt schwebend und leicht ihn empor. Atropos schneidet – Doch nein! mit weggewendetem Antlitz Säumt sie zu schneiden, die Hand fühlet den kommenden Schmerz. Wandelte, Jungfraun, Euch zu Lebenszeiten der Künstler?
Oder hob er in euch, Diese zu Göttern empor? Jugend, du bist die Clotho; du, Lachesis, weite den Faden Grazienhaft; und dann, Atropos, schneide beherzt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:40 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|