Silvester Da sitzt der Weise (Andere Gedichte)
Silvester Von Theobald Tiger Da sitzt der Weise tief im Sessel und braut sich einen Schlummerpunsch. Die Nase glüht – es summt im Kessel – und nachbedenklich hängt sein Flunsch.
Sieh da, Mamachen! Hoch geschäftig eilt diese Gute hin und her. Sie kocht und gießt und klappert heftig und fragt mich schließlich, was es wär. Denn schau: sie hat sich Blei geschmolzen,
es zischt, es plumpst – sie bringt es an. Was ist das? Seh ich einen stolzen Monarchenthron? mit Bommeln dran? Ist das die Republikenmütze? Ein Tirpitzbart? Ein voller Sack?
Ein Säbel, welcher zu nichts nütze, und den man nicht mehr sehen mag? Das alles wälz ich durchs Gemüte. „Na, Theobald? wem sieht das gleich?“ so drängt mich meines Lebens Blüte.
Ich weiß doch nicht … das Blei ist weich … Das soll es nicht. Es mag erstarren! Seid hart, wie jener Landgraf war! Umtost von Junkern und von Narren, nur Männer ziehen unsern Karren –!
– – – – – – – – In diesem Sinne: Prost Neujahr!
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:01 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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