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Die Ruhigen (Andere Gedichte)

DIE RUHIGEN

Ernst Balcke[1] gewidmet

Ein altes Boot, das in dem stillen Hafen
Am Nachmittag an seiner Kette wiegt.
Die Liebenden, die nach den Küssen schlafen.
Ein Stein, der tief im grünen Brunnen liegt.

Der Pythia Ruhen, das dem Schlummer gleicht

Der hohen Götter nach dem langen Mahl.
Die weiße Kerze, die den Toten bleicht.
Der Wolken Löwenhäupter um ein Tal.

Das Stein gewordene Lächeln eines Blöden.

Verstaubte Krüge, drin noch wohnt der Duft.

Zerbrochne Geigen in dem Kram der Böden.
Vor dem Gewittersturm die träge Luft.

Ein Segel, das vom Horizonte glänzt.
Der Duft der Heiden, der die Bienen führt.

Des Herbstes Gold, das Laub und Stamm bekränzt.

Der Dichter, der des Toren Bosheit spürt.

  1. ? Ernst Balcke (1887-1912), deutscher Autor. Am 16. Januar 1912 verunglückten die beiden Freunde tödlich beim Schlittschuhlaufen auf der Havel, als Heym versuchte Balcke das Leben zu retten.


Eingetragen am 08.11.2011 09:33:41 von 2rhyme
Autor: Georg Heym
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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