Sonnenuntergang im Walde (Andere Gedichte)
Sonnenuntergang im Walde. Nach einem Gewitter. Der Orkan hat ausgewittert, Der den Pol mit Nacht umgab, Von erfrischten Zweigen zittert Noch des Regens Thau herab.
Immer leuchtender und röther Wird der Wolken trüber Flor, Und der schöne blaue Aether Dringt aus seiner Hüll’ hervor. Durch die dichtverwachsnen Aeste,
Durch der Blätter funkelnd Grün, Sanftbewegt vom Hauch der Weste, Lacht des Tages Königin. In die ernsten Eichenschatten Spielt das Zauberlicht so klar; Die gebroch’nen Gluten gatten Mit der Nacht sich wunderbar. Aber nach und nach verflimmern In dem Wald die Strahlen ganz; Nur der Tannen Häupter schimmern
Noch in dunklem Purpurglanz. Jetzt zerreißt der Wipfel Schleier; Weiter dringt das Abendlicht, Und der Sonne sterbend Feuer Mahlt uns Glut aufs Angesicht.
Jetzt verlischt der Schimmer wieder, Der uns scheidend angelacht, Und wir steigen schweigend nieder, Tiefer in des Waldes Nacht. Düstrer Schauer deckt die Pfade,
Schwach von Dämm’rung nur erhellt, Gleich dem Eintritt am Gestade In die stille Schattenwelt.
Neuffer.
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:03 von 2rhyme
Autor: Christian Ludwig Neuffer
Quelle: de.wikisource.org
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