Am Sophientage (Andere Gedichte)
Am Sophientage. 1. Von jener Weisheit, die vor Gottes Thronen Verständig, heilig, einig, mannichfaltig, Rein, freundlich, sanft und klar und doch gewaltig, Von Anbeginn mitschöpfend durfte wohnen:
Von ihr, die alldurchleuchtend Millionen Von Sternenheeren tränkt und vielgestaltig In allem Dinge wirket, lebenshaltig, Und, wen sie liebt, will überschwänglich lohnen: Von ihr hast du nicht blos des Namens Schöne,
Der deinem holden Wesen ruft, bekommen, An ihres Geistes Strahl bist du zu kennen; Und wenn der seligste der Erdensöhne Dir in die Augen schaut, die tiefen, frommen, Fühlt er, daß man Sophia muß dich nennen.
2. Der Monat, der, von Sonnenglanz umflossen, Was nur die Erde Blühendes mag tragen, In seinen einunddreißig süßen Tagen Mit warmer Frühlingslust hält eingeschlossen: An dem auf allen Bäumen Blüthen sprossen,
Die Rosen sich aus ihren Knospen wagen, Die Liljen in die blauen Lüfte ragen, Und Alles Duft und Licht hat übergossen; Wie sollte dem die höchste Zierde fehlen, In dem sich finden alle Lieblichkeiten,
Sollt’ er das Lieblichste nicht in sich zählen? Nein! mitten recht in seinem Heiligthume, Von wannen alle Schimmer sich verbreiten, Erwächst dein Name mir, die schönste Blume.
Eingetragen am 08.11.2011 09:32:58 von 2rhyme
Autor: Gustav Schwab
Quelle: de.wikisource.org
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