Lustbarkeitssteuer (Andere Gedichte)
Lustbarkeitssteuer Von Theobald Tiger Will man das Leben uns verteuern? Will man die Lustbarkeit versteuern? Recht marmorkalt bleibt mein Gesicht: wir ham ja keine Lüste nicht!
Seh ich die Schlanken und die Kessen, die früher mächtig drin gesessen, sind die, die dicke Dinger drehn, als Lustbarkeiten anzusehn? Und ist die Lektrische wohl eine?
Ich stehe nur auf einem Beine, und auf dem andern steht ein Mann – – Sehn wir das wohl als lustbar an? Und dann streikt Wäschemann und Amme. Und mal brennt keine Gaslichtflamme.
Und diese nicht mehr große Zeit, ist sie vielleicht ’ne Lustbarkeit –? Der Fiskus meint auch nur die Bühnen … Er sollte sich das nicht erkühnen. Denn was da alles hüpft und schreit –:
Ist das vielleicht ’ne Lustbarkeit? Doch bläst im runden Zirkus Busch der Landwirtsbund den Kaisertusch, begeistert von den ideöllen und äußerst lukrativen Zöllen,
durchwärmt vom innern Rotweinfeuer –: dann zahl ich gern die ganze Steuer –!
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:26 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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