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Kunst, die Spröden zu fangen, Zwote Erzählung (Andere Gedichte)

Oft führt’ ich sie zum Hayne,
Und war mit ihr alleine;
O wie war ich erfreut!
Ist je ein Paar alleine,

Ist Amor niemals weit

Einst sasen wir unter dem Schatten einer überhangenden Myrthe, ein Becher mit Weine und ein Körbgen mit Obst stand vor uns; wir redeten von Freundschaft. Schnell flog Amor aus einer jungen Rose heraus, die halbaufgeblüht, wie ein Mädgen von funfzehn Jahren, sich die Myrthe hinaufgeschlungen hatte. Ich sah ihn, das Mädgen nicht. Wie freuete ich mich, da ich seinen Bogen gespannt, und seinen Köcher gefüllt sah. Nun wird er mir helfen, und einen Pfeil auf ihre Brust schikken; er wird nicht abspringen, der spizzige Pfeil!

Du brauchst nicht scharf zu zielen,
Die Brust ist ohnbewehrt.
Ich hab’ ihr, wie im Spielen,
Gar manches schon gelehrt,
Was ohne sich zu fühlen,
Kein junges Mädgen hört.

Aber er bleibt doch immer ein Kind, Amor. Kaum sah er die Trauben, als er schnell hinflog, eine Beere nach der andern mit einem Pfeile aufstach und aussog, wie die Bienen ihren Stachel in die Blumen stechen und Honig saugen. Da er sich satt gesogen hatte, ward er muthwillig, flog auf den Becher und schaukelte auf dem Rande. Aber einmal versah er’s, der gute Amor, und fiel mit einem lauten Schrey in den Wein. Possierlich schwamm er auf dem goldnen Meere, plätscherte mit den Flügeln, ruderte mit Händen und Füßen, und schrie immer. Da jammerte er mich, daß ich ihn heraus hub. Was machst du, fragte das Mädgen - Eine Biene war in den Wein gefallen, sagt ich. Freudig dankte mir Amor, und hüpfte in den Sonnenschein, da schüttelte er seine Flügel, und troknete sich. Ich sah ihm zu, und bemerkte, daß sein Köcher von Pfeilen leer war. Wo sind sie? dacht ich - Indem fielen meine Blikke auf den Becher; da zogen sich Bläsgen vom Boden herauf, wie sie der Wein aus dem Zukker zieht. Amor hatte die Pfeile im Schwimmen verlohren, und nun sog der Wein das Gift aus den Spizzen. Ich habe deiner Hülfe nicht mehr nöthig, Amor! - jauchzete ich, und reichte ihr den Becher, und sah starr auf sie. Sie trank, und sah mich an, und trank mit starken Zügen. Wie süsse! seufzete sie tief, da sie den Becher niedersezte. Ich beobachtete sie genau; eine sanfte Mattigkeit schlich durch alle ihre Glieder.

Und kraftlos sank ihr Haupt zurükke.

Erst irrten unbestimmt die Blikke
Umher, und fielen dann auf mich,
Und eilten weg, und kamen wieder.
Sie lächelte und schlug die Augen nieder,
Ihr fühlbar Herz empörte sich,
Und schikte brennendes Verlangen
In ihren Busen, auf die Wangen,
Die Wangen glühten, und der Busen stieg.

Da rief ich: Sieg! Sieg, Amor, Sieg!

Eingetragen am 08.11.2011 09:34:18 von 2rhyme
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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