Brunnen (Andere Gedichte)
BRUNNEN Ganz verschollen ist die alte, holde Brunnenpoesie, da aus Tritons Muschelspalte eine klare Quelle lallte,
die den Gassen Sprache lieh. Abends bei dem Röhrenkasten sammelte sich Paar um Paar, weil der Quelle lieblich Glasten und ihr Laut der tiefgefaßten
Neigung süßes Omen war. Aber als durch Menschenmühn dann Wasser treppenaufwärts stieg und kein Paar kam: Misogyn dann ward der Gott; es schlich sich Grünspan
in die Muschel, – und er schwieg.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:06 von 2rhyme
Autor: Rainer Maria Rilke
Quelle: de.wikisource.org
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