Album der Poesien/Der Goldschmiedsgesell (Andere Gedichte)
Album der Poesien. Der Goldschmiedsgesell. Es ist doch meine Nachbarin Ein allerliebstes Mädchen. Wie früh ich in der Werkstatt bin, Blick’ ich nach ihrem Lädchen. Zu Ring und Kette poch’ ich dann Die feinen goldnen Drähtchen. Ach, denk’ ich, wann, und wieder wann Ist solch ein Ring für Käthchen? Und thut sie erst die Schaltern auf, Da kommt das ganze Städtchen Und feilt und wirbt mit hellem Hauf Um’s Allerlei im Lädchen. Ich feile; wohl zerfeil’ ich dann Auch manches goldne Drähtchen. Der Meister brummt, der harte Mann! Er merkt, es war das Lädchen. Und flugs, wie nur der Handel still, Gleich greift sie nach dem Rädchen. Ich weiß wohl, was sie spinnen will: Es hofft das liebe Mädchen. Und nach den Lippen führt der Schatz Das allerfeinste Fädchen. O, wär’ ich doch an seinem Platz, Wie küßt’ ich mir das Mädchen! Goethe.
Der Goldschmiedsgesell. Originalzeichnung von H. Effenberger.
Eingetragen am 08.11.2011 09:32:57 von 2rhyme
Autor: Goethe
Quelle: de.wikisource.org
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