Die Sterntaler (Weihnachten)
Es war einmal ein Mädchen, das litt sehr, denn Vater und auch Mutter warn schon tot. Und so besaß dies arme Kind nicht mehr als nur die Kleidung und ein Stückchen Brot.
Zwar war das Mädchen gänzlich fromm und gut, doch traurig wie kein andres auf der Welt. Es fasste dennoch tapfer allen Mut und ging mit Gottvertraun hinaus ins Feld.
Da kam ein armer Mann den Weg entlang. »O gib mir was zu essen«, sagte er. Es gab ihm Brot, weil er so hungrig klang und nun besaß es selber keines mehr.
Nach einer Weile kam ein Kind heran, das sprach: »Mich friert’s am Kopfe von dem Wind. O gib mir was, dass ich ihn wärmen kann.« Da tat es seine Mütze auf das Kind.
Dann kam ein anderes, das jammernd fror. Das rief: »Ich hab kein Leibchen, bin so arm und heute friert es mich wie nie zuvor.« Es gab ihm seins und sprach: »Jetzt hast du’s warm.«
Und als ein Kind auch um den Rock noch bat, da half’s ihm ebenso und gab ihn her. Das dankte ihm für diese gute Tat und freute lächelnd sich darüber sehr.
Dann ging das fromme Mädchen in den Wald und bald schon brach die dunkle Nacht herein. Allmählich wurde ihm es bitterkalt, doch kam erneut ein armes Kindelein.
Das bat es um sein warmes Hemdlein nun und kriegte dieses, ohne lang zu flehn. Das Mädchen wollte stets nur Gutes tun und dachte: »Niemand kann mich nachts doch sehn.«
Nun stand es gänzlich ohne Kleidung da. Auf einmal fiel vom Himmel Stern um Stern und jeder war ein blanker Goldtaler und keiner lag vom Mädchen allzu fern.
Auch trug’s ein Hemd und das war neu und fein und all die Wunder waren wirklich wahr. Es packte sich die Taler dort hinein und hatte großen Reichtum immerdar.
Gebrüder Grimm, Nachdichtung
© Arne Arotnow
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