Angelika (Andere Gedichte)
Angelika. Von der raschen Lebenswelle, Die mein Herz durchfloß, Die in sel'ger Stundenschnelle Brausend dich umschloß,
Von der Liebe Schönheitsrausche Taumelnd übermannt, Hab ich oft im Liebestausche „Engel“ dich genannt. – Schweigend Platz an unserm Tische
Längst die Sorge nahm; Deiner Wangen holde Frische Tilgt ein früher Gram. Seh's mit nagender Beschwerde, Seh's mit stiller Qual,
Wie du jenen Gast am Herde Nährst mit deinem Mahl; Und ich seh es doch voll Wonnen, Die kein Wort beschreibt, Daß so fest und treugesonnen
Deine Liebe bleibt. Hielt' ich gern ein Leid verborgen, Nimmst du's dennoch wahr; Denn die Sprache stummer Sorgen Ist dir offenbar.
Was uns einst so fest umschlungen, Hält uns noch geeint: Tränen, die ich still bezwungen, Hast du still geweint. – Oft umspinnen lichte Träume
Die Gedanken mir, Durch des Hauses traute Räume Folgt mein Auge dir: Eine Hülle seh ich fallen Wie ein irdisch Kleid,
Einen Schimmer dich umwallen Wie aus künft'ger Zeit. Und in solcher Liebesstunde Ernst verschwieg'nem Glück Kehrt mir immerdar zum Munde
Jenes Wort zurück, Jenes Wort, im Rausch gesprochen Und im Traum der Lust, Noch im Klange ungebrochen Klingt's in meiner Brust:
Denn der Liebe sonder Klage Rührende Gewalt Wandelt mehr mit jedem Tage Dich zur Lichtgestalt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:01 von 2rhyme
Autor: Otto Ernst
Quelle: de.wikisource.org
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