Der Hain der Eumeniden (Andere Gedichte)
Der Hain der Eumeniden. Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain: Voll Andacht schweige, wer sich dem Haine naht, Dem unbetretnen stillverehrten, Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen!
Wer sind die schrecklichheiligen Jungfrauen? Es sind die furchtbarblickenden, gnädigen Und strengen Eumeniden, sind die Töchter des Erebus und der Erde. Sie walten hier, sie walten und schauen hin
Allgegenwärtig; hinter dem Frevler rauscht Ihr schneller Fittig, Mord und Unthat Spähn sie, gewafnet zum Strafgerichte. Sie zürnen nur dem Bösen, ihr Rächerarm Faßt nur das Laster; wär’ es dem Angesicht
Der Welt verborgen, dennoch findet Auch das Verborgne gewiß ihr Auge. Wer reine Hände hebt zu den Heiligen, Ein reines Herz erhebt zu den Heiligen, Den Unbefleckten, o! dem lächelt
Gnädig ihr segnendes Antlitz nieder. Sie folgen ihm ins einsame Schlafgemach; Sie wecken ihn dem kommenden Morgen auf, Und rüsten seine Hand zur guten Freudigen That, so die Pflicht gebietet.
Auch wenden sie vom reuigen Sünder weg Ihr zürnend Auge; heiße Gebete, mehr Die Flucht des Lasters und der beßre Wandel versöhnen dich ihnen wieder. Was scheuet ihr die Hehren, ihr Sterblichen?
Verehret sie, und lernt von den Göttinnen Die ewge Schrift in eurem Busen Achtend erkennen und fromm befolgen. Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain: Voll Andacht schwelge wer sich dem Haine naht,
Dem unbetretnen stillverehrten, Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen! CONZ.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:15 von 2rhyme
Autor: Karl Philipp Conz
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