Fink und Frosch (Andere Gedichte)
FINK UND FROSCH Auf leichten Schwingen frei und flink Zum Lindenwipfel flog der Fink Und sang an dieser hohen Stelle Sein Morgenlied so glockenhelle.
Ein Frosch, ein dicker, der im Grase Am Boden hockt, erhob die Nase, Strich selbstgefällig seinen Bauch Und denkt: Die Künste kann ich auch. Alsbald am rauhen Stamm der Linde
Begann er, wenn auch nicht geschwinde, Doch mit Erfolg, emporzusteigen, Bis er zuletzt von Zweig zu Zweigen, Wobei er freilich etwas keucht, Den höchsten Wipfelpunkt erreicht
Und hier sein allerschönstes Quacken Ertönen läßt aus vollen Backen. Der Fink, dem dieser Wettgesang Nicht recht gefällt, entfloh und schwang Sich auf das steile Kirchendach.
Wart, rief der Frosch, ich komme nach. Und richtig ist er fortgeflogen, Das heißt, nach unten hin im Bogen, So daß er schnell und ohne Säumen, Nach mehr als zwanzig Purzelbäumen,
Zur Erde kam mit lautem Quack, Nicht ohne großes Unbehagen. Er fiel zum Glück auf seinen Magen, Den dicken weichen Futtersack, Sonst hätt er sicher sich verletzt.
Heil ihm! Er hat es durchgesetzt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:55 von 2rhyme
Autor: Wilhelm Busch
Quelle: de.wikisource.org
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