An die Sonne, ein Morgengesang (Andere Gedichte)
An die Sonne, ein Morgengesang. Feyre ringsum, hoher Aether! Und ihr Thäler und ihr Berge, Erd’ und Meer und Lüfte schweiget! Schweigt ihr Vögel, schweig’ o Echo,
Denn zu uns will Phöbus nahn, Der lockige Sänger mit hellem Gesang. O du der holden Aurora Vater, Du, der die rosige Bahn Mit dem Flügeltritt der Roße verfolgt,
Frohlockend im goldenen Haar Den unendlichen weiten Himmel hinan. Um dich windend den vielgelenkigen Strahl Wirfst du Glanz, wie ein güterreiches Netz, Um die Weite der Erd’ hinaus Und Ströme himmlischen Feuers Bringen von dir uns her den erwünschten Tag. Der stille Chor der Sterne tanzt Am Olympus dir dem Könige, Reihentanz, Anstimmend dir sein ewiges, heiliges Lied
Nach deiner Leier Klang. Indeß dort gegenüber die blasse Luna führt Den nächtlichen Chor hinweg, Bespannt den Wagen mit weißer Stiere Gespan. Er aber freut in seinem Gemüth sich hoch
Der Gütige und sendet der Erde reichen Schmuck.
Eingetragen am 08.11.2011 09:32:59 von 2rhyme
Autor: Johann Gottfried Herder
Quelle: de.wikisource.org
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