Krank (Andere Gedichte)
Krank
Ausgeliefert, ohne freien Willen, schluckt der Mensch die bunten Pillen, der ihm der gute Arzt so treu verschrieb, weil ihm gar keine Wahl mehr blieb.
Der Mensch kam in die Praxis kerngesund, dann erhob der Arzt sofort Befund: Mein Lieber Mensch, ich weiß profund es ist das ganze Leben ungesund.
Hier kommt ein Kilo auf zwei Pfund, das sind schon tausend Gramm an Schwund, und das ist auch der schlichte Grund für die verschriebnen Pillen bunt und rund.
Der Arzt kann es noch nicht gleich sagen, doch ist das kein Grund hier zu verzagen, vielleicht ist der Darm, vielleicht der Magen, das sind noch tausend offne Fragen.
Wir werden das noch untersuchen und schon mal ne Reha buchen, da hilft kein Klagen und kein Fluchen, jetzt ist Schluss mit Bier und Kuchen.
Ja, das Essen ist ganz überhaupt Zukünftig nicht mehr erlaubt, nur noch klares Wasser trinken, dann wird das ewge Leben winken!
Viel Bewegung an der Luft! Sport bewahrt dich vor der Gruft! Andrerseits ist gerade Sport für den Kranken manchmal Mord.
Nimm die Pillen aus dem Näpfchen und hinten rein ein Zäpfchen, von oben eine kleine Infusion, von unten kommt der Einlauf schon.
Wenn’s nicht hilft, kann’s auch nicht schaden, versuchen wir’s mit kaltem oder warmem Baden, dazu kommen Wickel um die strammen Waden und den Hintern zugenäht mit Zwirnesfaden.
Tausend Meter feinster Mullverband, angelegt von wahrer Meisterhand, schon ist der Mensch im Krankenstand des Ärzteglückes Unterpfand. So versorgt von Arztes Kunst wird der Tod zur letzten Gunst, die dem Menschen übrig bleibt, wenn die Seele sich entleibt.
Der Arzt war dem Verblichnen eine Stütze, doch war alle Ärztekunst nichts nütze, denn pfeifend aus dem letzten Loch starb er am Ende trotz Behandlung doch.
Den Menschen ist das ewge Leben trotz vieler Ärzte nicht gegeben. Drum meide Spritzen, Pillen, Salben, du stirbst am Ende allenthalben!
Eingetragen am 20.03.2012 10:02:16 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
Weitere Informationen unter:
|