Schnee (Andere Gedichte)
Schnee Zwischen den Bahngeleisen Vertränt sich morgenroter Schnee. – – Artisten müssen reisen Ins Gebirge und an die See,
Nach Leipzig – und immer wieder fort, fort. Nicht aus Vergnügen und nicht zum Sport. Manchmal tut`s weh. Der ich zu Hause bei meiner Frau So gern noch wochenlang bliebe;
Mir schreibt eine schöne Dame: „Komm zu uns nach Oberammergau. Bei uns ist Christus und Liebe, Und unser Schnee leuchtet himmelblau.“ – Aber Plakate und Zeitungsreklame
Befehlen mich leider nicht dort-, Sondern anderwohin. Fort, fort. Der Schnee ist schwarz und traurig In der Stadt. Wer da keine Unterkunft hat,
den bedaure ich.
Der Schnee ist weiß, wo nicht Menschen sind. Der Schnee ist weiß für jedes Kind. Und im Frühling, wenn die Schneeglöckchen blühn, Wird der Schnee wieder grün.
Beschnuppert im grauen Schnee ein Wauwau Das Gelbe, Reißt eine strenge Leine ihn fort. – Mit mir im Oberhimmelblau Wär’s ungefähr dasselbe.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:54 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
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