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Das Osterhuhn (Fabeln)

Das Osterhuhn

Wer sah in letzter Zeit das Osterhuhn?
Niemand! Denn es hat sehr viel zu tun.
Es kann sich kaum vom Nest bewegen,
denn es muss täglich tausend Eier legen.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
das arme, arme Osterhuhn, das tut mir leid!

Das Osterhuhn sitzt auf dem Nest bequem,
doch leider hat es ein farbiges Problem.
Die Eier, die es täglich in die Eierbecher legt,
sind farblich nicht besonders ausgeprägt.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
mach hinne, Osterhuhn, es drängt die Zeit!

Die Eier sind, wie bereits schon angedeutet,
stets einfarbig von außen nur behäutet!
Sie sind meist weiß, auch manchmal braun,
allesamt nicht sonders farbig anzuschaun.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
und den Ostereiern fehlt die Farbigkeit.

Unten legt das Osterhuhn nun unter Qualen,
Eier, die sind noch oben farbig anzumalen.
Mit feinem Schwung des Flügelflaums
gestaltet ’s Huhn den Schmuck des Osterbaums.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
das Osterhuhn schwitzt schon im Federkleid.

Das Osterhuhn ist fleißig dran die Farben anzurühren
und die frisch gelegten Ostereier damit zu verzieren.
Unter lautem Schnaufen und auch Gackern
muss sich das arme Osterhuhn im Stall abrackern.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
derweil bereits der Osterhas’ nach Eiern schreit!

Ganz erschöpft legt sich die Osterlegehenne
zum Sterben völlig ausgeeiert auf die Tenne.
Die Eier sind allesamt gelegt, bemalt, verpackt,
und das Osterhuhn hat endlich ausgekackt.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit -
des einen Freud, des andern Leid!

Endlich kommt der Osterhase nun
und hat jetzt auch reichlich viel zu tun,
dass er die ganze frisch gelegte Osterware
pünktlich Ostern zu den Kindern fahre.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
und die Ostereier sind versandbereit!

Die Osterhasen hoppeln nun geschwinde
mit den bunten Ostereiern von Kind zu Kinde,
dass landauf, landab ein jedes brave Kind
zu Ostern was in seinem Osterneste find’.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit,
doch Osterhas’ und Osterhuhn sind’s leid.

Was mussten Osterhuhn und Osterhas’ sich plagen,
alles für des Volkes abergläub ’sche Blagen.
Ach, was hat’s der Klapperstorch da gut,
er bringt meist nur einfach ungefärbte Brut.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit
die Natur trägt schon ihr Frühlingskleid.

Das Osterhuhn ist vom Legen völlig ausgelaugt,
so dass es nur noch in die Ostersuppe taugt.
Der Osterhase wird vom Waidmann umgenietet,
dass er einen wenig österlichen Anblick bietet.
Bis zum Osterfest ist’s nicht mehr weit.
Osterhuhn und Osterhase sind dem Tod geweiht.

Die Kinder spielen laut mit Auto oder Puppe,
das Osterhuhn treibt da schon in der Suppe,
Der Osterhase ist als leckrer Hasenbraten
der Hausfrau heuer wieder ganz besonders gut geraten.
Ach, du schöne, selige Osterzeit!
Vom Hasen künden nur noch seine Kötel weit und breit!

J.W. 2013








Eingetragen am 09.05.2013 11:57:53 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
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