Die neuen Argonauten (Andere Gedichte)
Die neuen Argonauten. Sic nos diva potens Cypri, Sic fratres Helenae, lucida sidera, Ventorumque regat pater.
HOR. Spannt die Segel jauchzend auf, Rüstige Gefährten! Trotz der Braven, die vom Lauf Nie zur Heimath kehrten.
Zevs, den Schirmer in Gefahr, Auf! ihn hoch zu preisen! Dreymal sahn wir seinen Aar Um den Wimpel kreisen. Wo sich Muth und Jugendlust
In der Seele regen, Ehern stemmt sich da die Brust Der Gefahr entgegen.
Muthig, Brüder, wann sie dräut! Nur im Kraftgefühle
Männlicher Beharrlichkeit Kämpft man sich zum Ziele. Hört ihr, wie der Fahrwind saust? Taumelnd fliehn die Küsten; Der umschäumte Kiel durchbraust
Rasch die Wasserwüsten. Seht! von unsern Melodien Mächtig angezogen, Gaukelt fröhlich der Delphin Im Krystall der Wogen.
Laßt, beym letzten Abendstrahl, An der Heimath Gränzen, Syrakuser im Pokal Noch zum Abschied glänzen. Heil! den Lieben, dreymal hoch!
Bis zum Wiedersehen, Deren weiße Schleyer noch Am Gestade wehen!
Dem Gedächtniß eures Hains, Wo wir opfernd schieden,
Sprengen wir des Götterweins Fromm, ihr Tyndariden! Blickt voll Huld auf unser Schiff, Wann Gewitter lohen Und, bey Nacht, am Felsenriff
Wirbelströme drohen! Auch den Schlummernden, die hier Schnell wie Schaum verschwanden, Eh’ des Lorbeers Heldenzier Um die Stirn sie wanden;
Sey der Kelch, umhaucht vom Duft Junger Blüthensprossen, Auf die ungeheure Gruft Festlich ausgegossen. Mit Syrenensang entrief
Hoffnung sie dem Hafen, Die, viel hundert Klafter tief, Unter uns nun schlafen.
Im gebrochnen Dämmerschein Von Poseidons Hallen
Schmiegen sich um ihr Gebein Zackige Korallen. Froh gewagt ist halb gethan! Mag der Abgrund stürmen Und bis an des Mondes Bahn
Sich die Woge thürmen! Mag (der Wechselwinde Spiel In der Brandung Rachen) Morsch des Fahrzeugs Bau vom Kiel Bis zum Wimpel krachen:
Kühnheit, dem Olymp entsandt Von den großen Göttern, Waltet noch mit starker Hand Auf zerschellten Brettern; Scheucht, wenn Leichen Erd’ und Meer
Graunvoll schon bedecken, Tief zum Tartarus das Heer Blasser Todesschrecken.
Auf! im höchsten Feyerton, Unter Jubelchören,
Ihr, bis an den Acheron, Huldigung zu schwören! Die Trophäen ihrer Macht Strahlen, gleich den Sternen Der entwölkten Sommernacht,
Aus der Vorwelt Fernen. Jasons Kampfgenossen hieß, Zwischen Ungeheuern, Sie dem goldnen Wundervließ Stät entgegen steuern.
Sie beflügelte den Speer In Achilleus Händen, Tausendfach dem Troerheer Tod und Schmach zu senden; Stählte des Odysseus Kraft,
Dem verruchten Thoren Lodernd den Olivenschaft In die Stirn zu bohren;
Stürzte sich bey Marathon Unter die Barbaren;
Führte durch den Rubikon Cäsars Heldenschaaren. Alles weicht, wo sie gebeut! Ihre Streitkohorten Sprengten der Unmöglichkeit
Diamantne Pforten! Auf! im höchsten Feyerton, Unter Jubelchören, Ihr, bis an den Acheron, Huldigung zu schwören!
MATTHISSON.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:39 von 2rhyme
Autor: Friedrich von Matthisson
Quelle: de.wikisource.org
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