Die Bestie (Andere Gedichte)
Bestie in Menschengestalt
„Oh, dass die Höllenschlünde Dich nie ausgespien, das niemals helle Sonne auf Dich schien! Wärst Du doch bei Hel geblieben! Was hat Dich aus dem Orkus hoch getrieben? In des Hades finstrer Nacht, wardst Du vom Zerberus gar gut bewacht! Nun treibst Du Dich auf Erden rum als ein wahrhaft einzigartges Unikum! Du verbreitest Schock und Schrecken, dass die Kinder sich vor Dir verstecken, nahmst eine Hexe Dir zur Frau, mehr zur Tarnung und zur Schau, die Dich schmückt und dekoriert und Dich scheinbar menschlich schon verziert. Ja, sie kann Dich unterstützen, doch das wird Dir alleine gar nichts nützen, selbst die beste Maske nützt da nicht, denn darunter bleibt ’s ja Dein Gesicht! Ja, so bist Du alte Bestie halt, grob und ungeschlacht von der Gestalt, Haare gehn Dir aus und Zähne, aus dem feuchten Auge rinnt die Träne, nur Viagra hält Dich noch in Teilen steif, ansonsten bist Du für die Schlachtbank reif. Ach, hätt' der Himmel uns doch nur verschont, dass nimmer Du auf Erden je gewohnt! Allein, es ist nun mal geschehen! Ach, hätt' mein Aug' Dich nie gesehen! So kam es, wie es immer kommt, weil Mitleid ja dem guten Menschen frommt, und es geschah, was eigentlich ganz ausgeschlossen, ich habe Dich als Freund in meines Herzens Kammern eingeschlossen. Und bist Du auch als Untier gar abscheulich, als Freund bist Du mit stets getreulich, so kommt es dann, wie 's kommen muss: komm an meine Freundesbrust zum Bruderkuss! Gut, gut, das muss nun wahrlich reichen! Du kannst Dich wieder hin zu Deiner Hexe schleichen, die wird sonst völlig eifersüchtig und vermöbelt uns noch tüchtig! So sei es nun für dieses Mal, mein Biest, sei hier von einem Freunde lieb gegrüßt! Gehab Dich wohl in Bayerns Auen, bis wir uns wieder in die Augen schauen!“
Jens Wohlkopf am 29.01.2010
Eingetragen am 14.11.2011 17:28:29 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
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