Frühlingsanfang auf der Bank vorm Anhalter Bahnhof (Andere Gedichte)
Frühlingsanfang auf der Bank vorm Anhalter Bahnhof Vierter Klasse wär’ es noch mehr billig. Aber da käme ich später an. Und dann ist die Stellung vielleicht schon vergeben, Und die Frau Bauratswitwe sagt dann
Wieder: Ich sei arbeitsunwillig. Und wovon soll ich dann am Freitag leben? Am liebsten möchte ich gar nicht fahren. Da könnten wir all das Fahrgeld sparen, Und lieber versaufen.
Und da können wir noch die beiden Weinflaschen verkaufen. Da wird man wieder mal richtig vergnügt. Und hauen uns nachts auf die Bretter am Halleschen Tor, Wo manchmal der Bolzenmax liegt. Jetzt kommen schon die Krokusse vor,
Da ist es schon nicht mehr so kalt. Und morgen werden wir sehn, wo wir bleiben. Da werden sie uns auseinandertreiben Wie die Pferdeäppel auf’m Asphalt. Ob es wohl wahr ist, wenn man noch lebt – daß man
Seine Knochen an die Akademie verkaufen kann?
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:57 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
Quelle: de.wikisource.org
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