Ich (Gedanken)
Ich
Das Haupt schon grau-silbermoost, ein Kerl wie ‘n Baum, vom Wind umtost, die Augen schauen blau wie ‘n Sonnenstrahl und blitzen fröhlich eins ums andre Mal.
Den Mund krause Barthaare umkreisen, darunter blinken dritte Zähne, die nicht beißen, darunter wölben sich dicker Hals und breite Brust: Der Anblick zeigt die reine Lebenslust!
Ein Bauch vom Bier, dem kalten, kugelrund, schlägt keine Falten. Beine dann wie Brückenpfeiler: Mann-o-Mann, was für ein Zahn, ein steiler!
Der ganze Kerl – ein Bild von einem Mann! Ein Standbild, das noch viele Jahre stehen kann!
Jens Wohlkopf, Ostern 2019
Kurz: Ich find‘ mich schön! Leider kann das keiner so sehn. Eine Freiluftfigur für ‘s open air! Ein federleichtes Wortgewicht, bitte sehr! Mit ‘ner Stimme für die Oper und Beinen für ‘s Ballett, einem Bauch wie ‘n Medizinball – sehr adrett!
Das ist meine Paraderolle, ein wirklich ganz tolle: In Wagners „Ring“ die stumme Walküre ganz ohne jede Allüre, im schwebenden Fesselballon hoch über dem Salon!
Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, aber: Sie schwebt über allem im dunklen Hinterbühnenlicht!
Eingetragen am 30.08.2022 17:19:36 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
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