Ostermärchen (Steiger) (Andere Gedichte)
Ostermärchen Schwermütig sitzt auf seinem Ei Der deutsche Osterhase. Er fühlt, der Winter ist vorbei, Und schnuppert mit der Nase.
Er läßt vom lauen Morgenwind Die langen Löffel schwenken, Gedankenvoll, wie Deutsche sind, Wenn sie an gar nichts denken. Sobald die rechte Stunde schlägt,
Erscheint das Frühlingswunder, Dem Hasen, der da Eier legt, Ist’s nur ein Kinderplunder. Er lümmelt drauf und sitzt und schwitzt, Bis aus zerknickter Schale
Ein nackig Ungeheuer sitzt Und piept und quiekt: „Bezahle!“ Erst glotzt er’s an, als wär’s ein Traum, Dann schlägt er schnell im Grase Dreimal den schönsten Purzelbaum:
„Mein Name, Herr, ist Hase! Ich weiß von nichts. Ich habe zwar Sie eben ausgebrütet; Doch hat bis heut mir der Notar Die Kosten nicht vergütet.
„Drum, wenn ich höflich bitten darf, Kein Wort von Alimenten! Ein Hase, der da Junge warf, Zählt nicht zu den Studenten. Er kann zwar, wenn es gut ihm deucht,
Die Eier schwarz bemalen; Doch sollen, was heraus da kreucht, Die anderen bezahlen.“ Edgar Steiger
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:40 von 2rhyme
Autor: Edgar Steiger
Quelle: de.wikisource.org
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