Die Treue (Andere Gedichte)
Die Treue. Wie jedes Jahr der Schwalben Reise Zu meinem Fenster mich erfreut! Sie führen in der Monden Kreise Zurück die holde Blüthenzeit;
Der Minne süßes Spiel erneuert Sich froh im wohlbekannten Nest, Vom jungen Lenz ermuntert, feiert Die Treue hier ihr Freudenfest. Und wenn des Winters erste Flocken
Dem gelblichrothen Laube nach Im Haine fallen, o! dann locken Die Schwalben alle sich aufs Dach. Hinweg, so rufen sie, entfliehet! Bald ist der Hain von Flocken weiß;
Der Treue Lenz ist nie verblühet, Sie kennet keines Winters Eis. ? Wann eine Schwalb’ auf ihrem Zuge Erhascht durch eines Knaben List, Sich sehnt nach dem gewohnten Fluge,
Und schmerzlich die Gefährten mißt, Dann klagt sie, bis die Macht der Klage Sie in den Schlaf des Todes wiegt, Und neben ihr an Einem Tage Des Gatten treuer Geist entfliegt. WOLTMANN.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:43 von 2rhyme
Autor: Karl Ludwig von Woltmann
Quelle: de.wikisource.org
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