Die tote Möwe (Andere Gedichte)
Die tote Möwe ( von Jens Wohlkopf 2002 )
Eine junge Möwe liegt tot am Strand, wie schlafend, wie ein Spielzeug, verloren, aus weicher, schmeichelnder Luft auf harten Strand geworfen, zerbrochen, starr und steif, die zum Fliegen geboren.
Suchende Kinderaugen finden das Tier, nehmen es in die Hand, sie begreifen noch nicht, das alles Leben zum Tode erkoren und das dieser elegante Segler sein Ende schon fand. „Fallen lassen! Hände waschen! Nicht in der Nase bohren!“
Über den Strand hallt angewiderter Mütter besorgter Schrei, ihre Sprösslinge zu schützen vor Krankheit und Tod. Der Möwenkadaver bleibt liegen, die Kinder traben unwillig herbei.
Frisch gewaschen geht es hüpfend heim zum Abendbrot und die Kleinen vergessen kauend und schwatzend dabei ihre kurze Begegnung mit der Vergänglichkeit im Abendrot.
Eingetragen am 11.11.2011 12:47:02 von Federstilzchen
Autor: Jens Wohlkopf
Quelle: Eigenes Gedicht
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