Die Abbitte (Andere Gedichte)
Die Abbitte. Selinde sah vor wenig Tagen Den jungen Damon freundlich an: Wie konnt ich einen Blick vertragen, Der viel, sehr viel bedeuten kann!
Ich wollte sie alsbald verlassen, Und schwur: ich wollte nimmermehr Sie wieder sehn, ja, sie gar hassen, – – Wenn es mir möglich wär. Sie rieb die schönen Augenlieder,
Und hub sie schmachtend in die Höh: Dann fiel ein falsches Thränchen nieder Wie Morgenthau auf jungen Klee. Drauf rang sie ihre weißen Hände, Und seufzt ein halb gebrochnes Ach!
Ich – – sah erschrocken an die Wände, Und – – seufzte heimlich nach.
Sie wollte mir darauf entrinnen: Und ach! was hatt ich ihr gethan? Durch Seufzen war nichts zu gewinnen;
Drum fing ich laut zu weinen an. Ich warf mich nieder: auf den Knieen Stellt ich ihr meine Reue dar: Daß ich – – daß ich ihr schon verziehen, Daß ich – – zu ehrlich war.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:26 von 2rhyme
Autor: Christian Felix Weiße
Quelle: de.wikisource.org
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