Das Lob Helenens (Andere Gedichte)
Das Lob Helenens. Am Tage ihrer Vermälung. Im Mai 1773. O Bräutigam, welch’ eine Braut Wird deinem Arm’ zur Beute! Bei meiner Leier schwör’ ich’s laut: Die Krone schöner Bräute!
Wer zweifelt, wandre hin und her, Rings um die alten Gleichen! Kein schöner Fräulein findet er, In allen Königreichen. – Ihr Blik verheist ein Paradies;
Die Wang’ ist Morgenröte; Und ihre Stimme tönt so süs, Wie König Friedrichs Flöte.
Noch mehr! Des Dichters Fantasei Verräth es seiner Leier,
Daß ihre Lippe süsser sey, Als Honig und Tokaier. Ihr schlanker Wuchs – Doch wie vermag Ich jeden Reiz zu singen? Kaum reicht’ ein langer Sommertag,
Ihr Loblied zu volbringen. Sie weichet nicht in Griechenland Der schönen Namensschwester; Doch hält ihr Herz das güldne Band Der Liebestreu’ weit fester. –
Einst hätten in der Wunderzeit Der Riesen und der Moren Die Paladine weit und breit Zur Dame sie erkoren.
Ihr Namen hätt’ im Feldpanier Den Rittern Mut geschimmert, Und Schild’ und Lanzen im Turnier Zu tausenden zertrümmert. Wär’ sie geboren auf der Flur, In jenen goldnen Jahren,
Als ritterliche Lanzen nur Noch Hirtenstäbe waren: So hätt’ um sie, in Flur und Hain, Ein jedes Lied geworben. Wol mancher wär’ in Liebespein,
Nach Schäferart, gestorben. – Sieh, solche Braut zieht deine Hand Hinweg aus unsern Blicken. Wie neiden wir das fremde Land, Das Helena sol schmücken!
Ach! welche Nachbarin ersezt Sie unsern Nachbarsöhnen? Und welche wird die Reigen jezt, Wie Helena, verschönen? Du müstest wol mit blankem Speer,
O Man, sie erst erwerben, Und billig schäferlich vorher Ein paarmal für sie sterben! – Doch wirst du künftig, ohne Leid, Sie auf den Händen tragen,
Und immer, nach Verdienst, wie heut, Ihr Honigwörtchen sagen: So sey es drum! Wir lassen sie In Frieden unsertwegen. Die Liebe segne dich und sie,
Mit ihrem besten Segen!
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:10 von 2rhyme
Autor: Gottfried August Bürger
Quelle: de.wikisource.org
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