Ludwig Uhland (Rudolf Lavant) (Andere Gedichte)
Ludwig Uhland Wenn heut der kernig treue Schwabe, Der Mann von klarem, starkem Geist, Emporgewallt aus seinem Grabe, Vernähme, wie ihn Deutschland preist,
Er fühlte schwerlich sich gefeiert Und spräche ernst, bestimmt und schlicht: „Der Mann, vor dessen Bild ihr leiert, Wer es auch sei, ich bin es nicht!" Und wider sie, die so geschäftig
Den Demokraten ausgebeint, Daß jedes Zugs, der frei und kräftig Und mutig, er entkleidet scheint, Erhöbe in gerechtem Grimme Als Zeugnis er sein Liederbuch
Und schleuderte mit lauter Stimme Dann wider sie „des Sängers Fluch". Ihr habt an ihm herumgedrechselt, Herumgeschnitzelt und gedreht, Daß er zuletzt wie ausgewechselt
Als Zerrbild vor dem Volke steht: Aus ihm, der aus gepreßter Kehle Das Lied sang von der Völkerschlacht, Habt ihr die richt'ge Kautschukseele Nach Tübinger Modell gemacht.
Muß jeder ganze Mann auf Erden, Den großer Tage Sturm erfaßt, Verhunzt, verzerrt, verkleinert werden, Bis er zu euch am Ende paßt? Ist euch kein Haupt so hoch gefürstet
Durch Adel, den kein Fürst verliehn, Daß ihr nicht rastlos danach dürstet, Es zu euch selbst hinabzuziehn? Doch wird es nie und nie gelingen, Und wenn ihr dicke Bände sprecht!
Er ließ zuerst die Leier klingen, Die goldne, für des Volkes Recht; Er hat die scharfen Liederfehden, Den Groll, den Zorn dem Volk gelehrt – Ein Ruhm, den ihr durch tausend Reden
Nicht wieder in den Winkel kehrt!
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:26 von 2rhyme
Autor: Rudolf Lavant
Quelle: de.wikisource.org
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