Dreimal selig bist du doch! (Andere Gedichte)
Dreimal selig bist du doch! Dreimal selig bist Du doch, Seist Du noch so arm an Segen, Darfst das müde Haupt Du noch Still ans Herz der Mutter legen! Wie von Gottes Hauch wird Deine Starre Brust dort mild und weich; Jener Friedensstatt ist keine, Keine sonst auf Erden gleich. Auch im Tempelraum umfließt Dich des Trostes lindes Wehen, Und des Friedens Quell erschließt Ueberall sich frommem Flehen. Aber ob gebeugt von Schmerzen Ob gewiegt vom Meer der Lust – Stets am nächsten Gottes Herzen Bist du an der Mutter Brust! Göttliches Geheimniß ruht Ueber dieser Segensquelle, Die so sanft den schweren Muth Spült hinweg wie Lethes Welle. Selig fühlst Du’s im Gemüthe: Was im Mutterherzen schlägt, Ist ein Pulsschlag jener Güte, Die das Weltall liebend trägt. Ob die Liebe Dich verließ, Ob die Freundschaft Dich vergessen, Ob Dich alle Welt verstieß: Eines bleibt, was Du besessen! Die das Dasein Dir gegeben, Liebt Dich, bis ihr Auge bricht; Vor der Mutter theurem Leben Endet ihre Liebe nicht. Darum selig bist Du doch, Seist Du noch so arm an Segen, Darfst das müde Haupt Du noch Still ans Herz der Mutter legen! Wie von Gottes Hauch wird Deine Starre Brust dort mild und weich; Jener Friedensstatt ist keine, Keine sonst auf Erden gleich! Albert Kleinschmidt.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:45 von 2rhyme
Autor: Die Gartenlaube
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org
|