Irre im Garten (Andere Gedichte)
IRRE IM GARTEN DIJON Noch schließt die aufgegebene Karthause sich um den Hof, als würde etwas heil. Auch die sie jetzt bewohnen, haben Pause und nehmen nicht am Leben draußen teil.
Was irgend kommen konnte, das verlief. Nun gehn sie gerne mit bekannten Wegen und trennen sich und kommen sich entgegen, als ob sie kreisten, willig, primitiv. Zwar manche pflegen dort die Frühlingsbeete,
demütig, dürftig, hingekniet; aber sie haben, wenn es keiner sieht, eine verheimlichte, verdrehte Gebärde für das zarte frühe Gras, ein prüfendes, verschüchtertes Liebkosen:
denn das ist freundlich, und das Rot der Rosen wird vielleicht drohend sein und Übermaß und wird vielleicht schon wieder übersteigen, was ihre Seele wiederkennt und weiß. Dies aber läßt sich noch verschweigen:
Wie gut das Gras ist und wie leis.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:08 von 2rhyme
Autor: Rainer Maria Rilke
Quelle: de.wikisource.org
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