Friedrich Fröbel (Andere Gedichte)
Wenn uns im Kranze, der zu einer Feier Uns winkt, der Name „Friedrich Fröbel“ grüßt, So lächelt Kinderlust im Geist uns an, Wir fühlen Waldesluft uns frisch umwehen,
Und aus der Gegenwart ruhlosem Lauf Steig über Reihen stiller Herzensthaten Des Volkes Bild in schönrer Zukunft auf. Und all dies schuf des einen Mannes Streben Mit seinem Wort: „Laßt uns den Kindern leben!“
So einfach klingt das Wort und öffnet doch Ein weites Thor für einen neuen Weg Zum Menschenheile auf der Wahrheit Boden. Mit dem Gesetz der lebenden Natur Im Einklang fordert er des Menschenlebens
Gestaltung, und zu gleichem Einklang zeigt er Den Gang der Menschenbildung an, sobald Des Kindes Mund mit seinem ersten „Ich“ Des Selbstbewußtseins seinen Geist verkündet. Den schöpferischen Trieb im Kind zu wecken,
Zu sein dem Mädchen Muster, in dem Knaben Den Grund zum Mann zu legen – den Beruf Vertraute er der Frauen Geist und Herzen, Und so erhob er sie zu höh’ren Ehren, Als je ein Meister Frauenlob vermocht.
Wie aber war der Weg, den er gegangen Zu seinem Ziel – und hat er es erreicht? Sein Ziel ist Ideal, ist unerreichbar – Beglückend ist der Weg zum Ziel allein. Sein Weg war lange eine Dornenbahn;
Von Wenigen verstanden und erkannt, War er auch – der Prophet im Vaterlande. Da zog er, ein Apostel seiner Lehre, Von Ort zu Ort, und wo er Kinder fand, Da nahm er sie, wie sie die Straße bot,
Ob arm ob reich, beschuhet oder barfuß, Und schloß den Reihen und begann sein Spiel. Gelehrig sind die Kinder für die Lust; Erst leise und verzagt, dann laut und lauter Erschallt zu Spiel und Tanz das Koselied.
Da öffnen sich die Fenster und die Thüren, Und aus den Häusern strömet Alt und Jung Zum nie erlebten Anblick. Lockend winkt er, Ein hoher Greis, den Kindern zu – die ducken Sich ängstlich in der Mütter Mantelfalten,
Doch dreister treten Andre frisch hinzu, Die Schaar vermehrend und den hellen Jubel. Und sieh, da ruckt’s und zuckt’s im Zagsten auch – Ob scheu den Finger noch im Munde, folgen Sie doch dem Wink – und voll ist nun der Kranz.
Und neu beginnt Gesang und Spiel. Wohl raunen Die klugen Väter sich kopfschüttelnd zu: „Es ist ein alter Narr!“ – Doch, klügern Herzens Erkennen Mütter bald der Spiele Deutung Und schau’n voll Andacht auf den selt’nen Mann.
Auch steht oft fern manch ernster Gast und lauscht, Kommt langsam näher, weilet lange dann Und scheidet als ein Jünger des Apostels. Die Kinder aber seh’n und hören nur Sein leuchtend Auge, seine sanfte Stimme,
Sie legen trauter, als in die des Vaters, Die Händchen in die seine – selig lacht Das ganze Herz aus ihren lieben Blicken. – So warb Er sich Gemeinde um Gemeinde Und überwand die Spötter und die Feinde.
So mühsam und so herrlich ward der Boden Gewonnen für des Volkes Kindergärten. Doch daß sie recht des Volkes Gärten werden, Ist einer neuen Arbeit Mühe werth. – Wohl hatten Friedrich Fröbel’s Seheraugen,
Eh’ sie sich schlossen in Marienthal, Die große Zukunft seines Werks erschaut – Wie eng auch noch der Kreis der Jünger war, Den er zurückließ; die Begeisterung, Die nur der Wahrheit heil’ger Geist erzeugt,
Erfüllte sie und segnete ihr Walten. Und wenn uns heut’ in allen deutschen Gauen Der „Kindergärten“ Blüthenreich erquickt, wenn es von Land zu Land durch ganz Europa Der Kindheit erste Lust und Liebe hegt,
Wenn jenseits aller Meere es die Völker Eroberte mit seinem Freudenbanner, Wenn an der Südsee äußersten Gestaden Die Spiel- und Koselieder wiederhallen – Und Friedrich Fröbel’s Hundertjahresfest
Gefeiert wird von Millionen Kindern In allen Zungen – ist’s des Meisters Geist Und seiner Jünger That, die Das errungen. Uns aber ruft die Pflicht, des Meisters Werk Nach seines Herzens Ziele zu vollenden:
Den Kindergarten aufzuschließen Allen, Die, weil sie arm sind, vor dem Zaune steh’n. Treu Fröbel’s Wort: „Ich seh’ in jedem Kinde Die Möglichkeit, ein ganzer Mensch zu werden“, Sei jedem Kinde seiner Zukunft Recht
Gesichert in des Volkes Kindergarten! Nicht Mitleid und Mildthätigkeit allein Darf solche Gärten gründen und erhalten: Des deutschen Namens Ehre fordert sie; Es fordert sie des Vaterlandes Wohlfahrt.
Gesund an Leib und Seel’ erzieht das Volk, Die Armuth sei kein Fluch schon für die Kinder! Der Reichthum schändet sich, wo er dies duldet. O, weihet Friedrich Fröbel’s Ehrenfest Durch den Entschluß zu frischer schöner That!
Erschließet Fröbel’s Gärten allerwärts Zur rechten Lust und Liebe auch den Armen – Aus freier Menschenpflicht, nicht aus Erbarmen! Thut’s – und beneidenswerth ist euer Herz. Friedrich Hofmann.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:56 von 2rhyme
Autor: Friedrich Hofmann
Quelle: de.wikisource.org
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