Der Erbe (Andere Gedichte)
Der Erbe. Ich hebe meine Geige Ganz heimlich unters Kinn Und zieh’ mit leisem Bogen Ganz heimlich drüber hin.
Da hebt mein blondes Dirnlein Den Fuß zum Tanzeschritt; Der Braunen lichtes Stimmlein Singt schon die Weise mit. Die Jüngste wiegt ihr Püppchen:
„Marie Maruschka-ka“ – Mit großen dunklen Augen Sitzt stumm mein Bube da. Er kennt vor unserm Fenster Den alten Weidenbaum.
Wiegt auf dem höchsten Wipfel Im Winde sich sein Traum? Mein Sohn, in meinen Tönen Hörst du der Winde Tanz? Mein Sohn, in meinen Tönen
Siehst du der Wolke Glanz?
Mein Sohn, ich bin ein König, Willst du mein Erbe sein? Du wirst im Sonnenpurpur Ein Fürst der Ferne sein.
Ich hab’ ein Schloß voll Schimmer An einem fernen Meer – Heb’ ich ans Kinn die Geige, Kommt Gruß und Glück daher.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:13 von 2rhyme
Autor: Otto Ernst
Quelle: de.wikisource.org
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