Der Hirtenknabe (Andere Gedichte)
König ist der Hirtenknabe, Grüner Hügel ist sein Thron; Ueber seinem Haupt die Sonne Ist die große, goldne Kron’.
Ihm zu Füßen liegen Schafe, Weiche Schmeichler, rothbekreuzt; Kavaliere sind die Kälber, Und sie wandeln stolzgespreizt. Hofschauspieler sind die Böcklein,
Und die Vögel und die Küh’, Mit den Flöten, mit den Glöcklein, Sind sie Kammermusizi. Und das klingt und singt so lieblich, Und so lieblich rauschen drein
Wasserfall und Tannenbäume, Und der König schlummert ein. Unterdessen muß regieren Der Minister, jener Hund, Dessen knurriges Gebelle
Wiederhallet in der Rund’. Schläfrig lallt der junge König: „Das Regieren ist so schwer, Ach, ich wollt’, daß ich zu Hause Schon bei meiner Kön’gin wär’!
„In den Armen meiner Kön’gin Ruht mein Königshaupt so weich, Und in ihren lieben Augen Liegt mein unermeßlich Reich!“
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:15 von 2rhyme
Autor: Heinrich Heine
Quelle: de.wikisource.org
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