Romanze zur Nacht (Andere Gedichte)
- ROMANZE ZUR NACHT
Einsamer unterm Sternenzelt Geht durch die stille Mitternacht. Der Knab aus Träumen wirr erwacht, Sein Antlitz grau im Mond verfällt.
Die Närrin weint mit offnem Haar Am Fenster, das vergittert starrt. Im Teich vorbei auf süßer Fahrt Ziehn Liebende sehr wunderbar. Der Mörder lächelt bleich im Wein,
Die Kranken Todesgrausen packt. Die Nonne betet wund und nackt Vor des Heilands Kreuzespein. Die Mutter leis’ im Schlafe singt. Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind
Mit Augen, die ganz wahrhaft sind. Im Hurenhaus Gelächter klingt. Beim Talglicht drunt’ im Kellerloch Der Tote malt mit weißer Hand Ein grinsend Schweigen an die Wand.
Der Schläfer flüstert immer noch.
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:51 von 2rhyme
Autor: Georg Trakl
Quelle: de.wikisource.org
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