Einwirkung der Dichtkunst auf das Portemonnaie (Andere Gedichte)
Einwirkung der Dichtkunst auf das Portemonnaie. In Monaco die Rouletten, Auf dem Rennplatz hohe Wetten Sind nur für die Reichen da, Sammlungen sich anzulegen,
Alpen-Klettersport zu pflegen, Höllisch teuer wird es ja! Auf der Treibjagd ohne Zweifel Manches Goldstück geht zum Teufel Mit der grössten Eleganz;
Und als kostspielig zu tadeln Ist sogar das liebe Radeln, Dieser Sport des kleinen Mann’s. Erst die Abzahlung in Raten, Dann ein Berg von Strafmandaten!
Hundert Thaler zahlt man wohl Für des Arztes Honorare, Für die Apotheker-Ware, Für Kompressen und Karbol. Ist’s kein Absturz in den Steinbruch,
Kommt doch wohl ein kleiner Beinbruch Oefters bei dem Radler vor. Heut macht Muskelzerrung Sorgen, Knochenhaut-Entzündung morgen – Futsch geht langsam der Humor.
Und mit steigendem Verdrusse Sieht der Mensch am Jahresschlusse Seine Kostenrechnung an; Schauernd, trauernd, traumverloren, Kratzt sich hinter beiden Ohren
Mancher brave Strampelmann. Wie viel bill’ger ist das Dichten! Jede Konkurrenz vernichten Wird es auf der Erde hier. 50 Pfg. Barauslagen
In 360 Tagen Reichen aus für Schreib-Papier! Wer, bei den Penaten weilend, Selbstgeleimte Verse feilend, Seinen Durst nach Schönheit stillt,
Der verwichst kein Geld in Bieren, Braucht im Skat nichts zu verlieren, Seine Kasse wächst und schwillt. Kein frivoler Kater-Einfall Schädigt ihn durch einen Reinfall,
Bringt um das Ersparte ihn. Wenn die Andern klagen, weinen, Sieht man ihn mit Kassenscheinen Schwer bepackt zur Sparbank zieh’n.
Heinr. Schäffer.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:51 von 2rhyme
Autor: Heinrich Schäffer
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