Den Samaritern der Wissenschaft (Andere Gedichte)
Ihr legt auf’s Grab gefallener Helden Den Eichkranz zu dem Lorbeer nieder, Und ihrer Thaten Ruhm vermelden Den Enkelkindern Eure Lieder.
Die preist Ihr tapfer, die im Sturm Der Schlacht dem Tod in’s Auge sehen, Die ihr Panier vom Zinnenthurm Der Feindesfeste lassen wehen. Gewiß! es zeugt von hohem Muthe,
Im Kampfe Leichen aufzuthürmen, Und überströmt vom eig’nen Blute Die Batterie keck zu erstürmen, Doch höh’rer Muth wohnt in der Brust Dem, der da wacht an Krankenbetten,
Dem seines Herzens höchste Lust, Ein sieches Leben zu erretten. Ihm dräut, wie jenem, vielgestaltig Der Tod im Athmen seiner Lippe, Denn hier wie dort schwingt allgewaltig
Der grause Schnitter seine Hippe. Doch furchtlos schaut sein klarer Blick, Bedacht, zu warten und zu pflegen, Bis ihn ereilet das Geschick, Bis er dem Gifthauch selbst erlegen.
Wer aber denkt, so laßt Euch fragen, Dann dieser Kämpfer, die ihr Leben, Um fremdes zu erhalten, wagen, Nicht fremdes zu vernichten streben? Wer schmückt ihr Grab mit frischem Reis
Des Lorbeers und der deutschen Eiche? Wer ist von Euch, der solchen Preis Den todesmuth’gen Helden reiche? Dort in des Friedhofs stiller Ecke, Im Schatten düsterer Cypressen,
Da ruhen sie auf einem Flecke Begraben und – auch schon vergessen. So stumm, wie ihre Gräber, schweigt Ein jeder Mund von ihrem Ruhme, Kaum, daß uns ihre Stätte zeigt
Im grünen Gras die Todtenblume. So war’s bis heute. Anders werde Von heute an der Preis der Ehren! Wer wird dem Volk der deutschen Erde Das Winden seiner Kränze wehren?
Wenn in der Kronen Lorbeerglanz Der Schwerteshelden Gräber prangen, Sei Euch vom Volkesdank der Kranz In seinem Tempel aufgehangen. Paul Riemann.
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:12 von 2rhyme
Autor: Die Gartenlaube
Quelle: de.wikisource.org
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