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Verschmähte Freiheit (Andere Gedichte)

„Flieg’, mein Vöglein, nun flieg hinaus!
Draußen schlagen die Buchen aus,
Schau’, wie das Feld in Blumen steht!
Draußen ist Frühling voll Lust und Prangen;

Hier ist alles so dicht verhangen,

Hier ist ein Winter, der nie vergeht.
... All’ die Bücher, so groß und stolz,
Sorglich gemalt mit reichen Farben,
Sind nicht so reich, wie des Feldes Garben,

Und nicht so schön, wie das grünende Holz.

Laß’ mich, daß ich darinnen lerne –
Du, mein Vöglein, flieg' in die Ferne!

Warst mir seit Jahren ein treuer Genoß,
Wenn mir so einsam die Zeit verfloß;

Heut wo der zuckende Frühlingsstrahl

Ueber mein Herz strömt mit einem Mal,
Möcht ich dir, Kleiner, die Freiheit geben,
Die sie genommen aus meinem Leben.
Grüß’ mir die Welt und die Waldesgänger,

Fliege, mein lockender Sehnsuchtsfänger!


Du aber willst nicht – sträubst das Gefieder,
Setzest dich zögernd am Gitter nieder,
Und ist die Welt doch so weit und froh –
... Einstmals ging es mir ebenso.

Liebte ein Mägdlein und sollt’ es nicht,

Sollte wandern und wollt’ es nicht;
Sagte wohl auch: flieg’ fort, mein Herz!
Und es flog immer heimathwärts.
Frühling weckt die Erinnerung ...

Ich bin alt – aber du bist jung.

Flieg’ mein Vöglein, mein Sehnsuchtsfänger,
Grüß’ mir die Welt und die Waldesgänger!“

Karl Stieler



Eingetragen am 08.11.2011 09:35:21 von 2rhyme
Autor: Die Gartenlaube
Quelle: de.wikisource.org
Weitere Informationen unter: http://de.wikisource.org



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