Schwere Zeit (Andere Gedichte)
Schwere Zeit Die Jungfrau in der Nebenstuben – ich frage mich, was tut sie nur? Ich hör die Stimme eines Buben – So spät am Abend? Um elf Uhr?
Wie er mutiert! Und ihre Stimmen verklingen sacht – sie murmeln leis. Bin ich der Zeuge einer schlimmen Verbrechertat? Wer weiß! wer weiß! Sie spricht ihm gütig zu. Belehrend
ertönt ihr lieblicher Sopran. Er lacht: „Jawohl!“ Dies ist erschwerend! Was wird dem Knaben nur getan? Sind das nicht halberstickte Küsse? Ich frag sie später, was sie treibt …
Sie sagt: „Die geistigen Genüsse, sie bringen nichts als Kümmernisse. Es ist das einzige, was mir bleibt!“
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:58 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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