Frankfurt an der Oder (Ringelnatz) (Andere Gedichte)
FRANKFURT AN DER ODER Nicht Oderkrebse aß ich, Nein: ersten frischen Blumenkohl Mit Bröseln. Dazu las ich, Was du mir so ausführlich schriebst,
Daß du die Miete schuldig bliebst. Ich freute mich, daß du mich liebst. Die Miete, die vergaß ich. Denn Frankfurt war so spaßig. Besonders weil’s Karfreitag war,
Guten Tag. Wie geht es? Leben Sie wohl. War alles Langerweile voll. Ich frug den Mixer an der Bar, Was man an Frankfurt rühmen soll. Da mußte der gerade
Mal raus. Und das war schade, Denn bald darauf ging schon mein Zug. Ich konnte nicht mehr warten Und hatte just noch Geld genug Für ein paar Ansichtskarten.
Ich preßte allen Witz heraus Und schrieb mit stumpfer Feder An alle Freunde: „Grüße aus Frankfurt an der Entweder.“
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:55 von 2rhyme
Autor: Joachim Ringelnatz
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